Nice to know: Hufbalance

Veröffentlicht am 26. Januar 2025 um 21:23

Ohne Huf kein Pferd!

Es stellt sich die Frage, warum das Flucht- und Lauftier Pferd so häufig auf den Beinen "malad" ist. Jeder Pferdebesitzer weiss, in der Natur laufen die Pferde sich das nachwachsende Horn ab, deshalb brauchen sie als domestiziertes Tier eine regelmäßige Hufbearbeitung. Soweit so gut. Dass das Pferd, wie wir es heutzutage kennen, natürlich durch Züchtungen  mal mehr mal weniger dem Urpferd entspricht ist auch allgemein bekannt. Ebenso, dass das Wildpferd sich Wege aussuchen kann, während wir es auf Schotterwegen und Teerstrassen gehen lassen.

Ein in meinen Augen weitaus größerer Faktor für akute und chronische Leiden des Pferdes an den Beinen aber auch am gesamten Körper ist die vergleichsweise wenig bekannte Hufbalance.

Der Huf wächst nämlich nicht gleichmäßig nach. Es ist also nicht mit einem rundum Schnitt mittels Hauklinge oder Raspel getan. Warum ist das so? Ganz einfach! Wie wir fusst das Pferd nicht mit dem gesamten Huf gleichzeitig auf. Menschen zum Beispiel treten ja auch mit der Ferse zuerst auf und rollen dann über die Zehen ab. Das sind normale, physiologische Bewegungen. Jetzt muss man sich vorstellen dass die Stelle, die zuerst auf dem Boden auftritt mehr Belastung und dadurch in der Natur auch mehr Abrieb erfährt. Wie geht der Körper dagegen vor? Durch verstärktes Wachstum an dieser Stelle. In der Natur würde sich das Pferd dieses Mehrwachstum ablaufen, während es in unserer Haltung eher schwierig ist. Das ist dann also die Aufgabe des Hufbearbeiters, Die Planparallelität und die Querbalance wieder herzustellen.

Wird die Hufblance nicht berücksichtigt bekommt das Pferd je nach dem einen "Keil" seitlich untergeschoben oder auch "Stelzen" verpasst, wie auf zu hohen Schuhen.

Gleichzeitig wirkt sich das nun nicht mehr planparallel in der Hufkapsel liegende Hufbein auf alle darüberliegenden Gelenke und auch die gesamte Statik des Pferdekörpers aus. Auf Dauer kann das zu Durchblutungsproblemen im Huf oder Arthrosen führen. Spat ist eine häufige Folge eines Hinterhufes, der innen (medial) über einen längeren Zeitraum zu hoch war.

 

Hufvorderwand und Trachten parallel. Die Hufwand ist gerade und nicht verbogen oder verschoben. Die Trachten sind nicht untergeschoben.

Sehen Sie im ersten Bild die verschobene Querbalance? Die rote Linie im zweiten Bild zeigt, wie es sein müsste.

Das Röntgenbild zeigt nicht den Idealzustand, sondern wie dieser aussehen sollte:

Rot: Man sollte nur eine Linie sehen, wenn die Hufbeinäste auf einer Ebene wären. Dieses Bild deutet auf eine laterale Imbalance hin.

Blau: Das Hufbein ist durchgehend parallel zur äußeren Hufwand. Wäre das nicht so, läge eine Hufbeinrotation vor, wie sie z.B. bei einer Reheerkrankung vorkommt.

Grün/Schwarz: Das gesamte Hufbein sollte auch parallel zum Boden sein. Das bedeutet Planparallelität. In diesem Fall ist die Spitze des Hufbeins höher, das deutet auf eine zu lange Zehe hin. Das Gegenteil wäre ein sogenannter Bockhuf - sprich die Trachten zu hoch.

Tipp: Wenn Sie die Planparallelität bei Ihrem Pferd durch ein Röntgenbild überprüfen wollen, lassen Sie das Pferd auf eine Erhöhung (z.B. Holzklotz) stehen, damit das Röntgenbild unten nicht abgeschnitten ist und die Sohle (die hier auch in ihrer Dicke überprüft werden kann) komplett abgebildet wird. Sagen Sie auch dem Tierarzt, dass er das Bild unten nicht abschneiden soll.

Cave: Bei jahrelanger Fehlbelastung der Hufbeinspitze oder der Hufbeinäste kann es zu einer Osteolyse kommen! Das bedeutet der Huf "löst" sich aufgrund der starken Belastung auf. Diese pathologische Situation gilt es zu erkennen und nicht etwa fälschlicherweise als Imbalance (die nämlich meist genau gegenüber liegt) zu benennen.

 

Bildmaterial: Eigenes Bildmaterial von verschiedenen Pferden

Verfasser: S. Ondratschek

Mentor: A. Krieb

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